Montag, 3. Mai 2010
EXPO 2010 in Shanghai – zwei Sichtweisen
Männliche Fakten:
Nun ist es soweit – in der Nacht zum 1. Mai wurde die Weltausstellung EXPO 2010 mit Staatsgästen, Stars wie Jackie Chan (und Lang Lang) und einem riesigen Feuerwerk, dass angeblich noch jenes von der Olympiade in Peking übertroffen haben soll, feierlich und bombastisch eröffnet (angeblich mehr als 80,000 Raketen). Wir konnten das ganze bei Freunden aus dem 48. Stock verfolgen und es bot sich ein herrlicher Blick über das Spektakel, dass mit Feuerwerk und schwimmenden Laternen auf dem Huangpu-Fluss zu Ende ging. Nun strömen in den ersten Tagen mehr als 200,000 Gäste (500,000 wurden erhofft) aus dem In-und Ausland auf das 5 km2 große Gelände, dass internationale Pavillions aus 192 Ländern beherbergt, sowie alle Provinzpavillions aus China. Auch Hong Kong, Tibet und Taiwan sind eigenständig vetreten, müssen sich aber in den Schatten und Glanz der großen Chinesischen Pagode (Pavillion) stellen. Nur wir werden uns noch dezent zurückhalten, bis der größte Besucheransturm sich gelegt hat. Aber dafür ist ja noch bis zum 31. Oktober Zeit.

Weibliche Emotionen:
Better City, better Life! Das Motto der EXPO triffts auf den Punkt. Ebenfalls am Wochenende übertraf ein weiteres Ereignis, das nicht nur B-Promis geladen hatte, noch die Eröffnungsfeier. Louis Vuitton (LV) eröffnete zwei neue Stores in bester Lage und man kann sich zurecht die Frage stellen, ob hier auch so viele der geladenen Gäste ferngeblieben sind (wohl eher nicht). Aus weiblicher Sicht scheint diese Bereicherung der Stadt auch notwendig in Anbetracht des weitverbreiteten und doch eher an einen Zahnpastaklecks erinnernden, stilistisch fehlgeplanten Hai Bao-Männchens, das ja immerhin die EXPO weltweit repräsentieren soll. Wohl viele weibliche Bewohner dieses Planeten werden sich ernsthaft überlegen, ob sie sich lieber zwei Stunden lang in die pralle Sonne stellen sollen um in den Timbuktu-Pavillion zu gelangen oder ob es nicht viel angenehmer sei, mit einem Glas Prosecco in der Hand wohltemperiert bei LV vom nächsten Täschchen zu träumen. Wer hier wohl am Ende einen Besucherrekord verzeichnen kann?!



Das Eröffnungsfeuerwerk hinter der Nanpu Bridge.



Hai Bao - übersetzt "Schatz des Meeres".

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Montag, 19. April 2010
Mama war da
Mama war da – ein guter Zeitpunkt, um in unserem Blog über die Shoppingsituation in Shanghai zu schreiben. Obwohl wir lediglich eine Woche Zeit hatten und primär Besorgungen für den heiß ersehnten neuen Erdenbürger auf dem Programm standen, ist sie schließlich doch mit einem gut gefüllten Koffer wieder nach Hause gefahren. In Zeiten der Globalisierung gibt es natürlich auch in Shanghai alle erdenklichen Markenprodukte jeglicher Preiskategorie zu erwerben, handele es sich nun um Technik, Mode oder Möbel (ich war noch in keiner Stadt, die eine so hohe Dichte an Gucci-Shops besitzt). Aber abseits der großen Einkaufsstraßen und Shoppingmalls findet man auch Einkaufsmöglichkeiten, die man anderswo vergeblich sucht. So z.B. Tianzifang, ein Gewirr aus winzigen Gassen mit liebevoll restaurierten Altstadthäusern, in denen sich heute Galerien, kleine individuelle Geschäfte und Boutiquen, Cafes, Bars und Restaurants befinden (einfach schön!). Ja und dann gibt es natürlich noch die zahlreichen Märkte (viele indoor, prima für Regentage), die nicht nur jedes Frauenherz höher schlagen lassen. Auf dem Brillenmarkt kann man sich für wenig Geld in kürzester Zeit eine neue Brille anfertigen lassen, der Dongtai Lu Antique Markt bietet schöne chinesische Home-Accessoires (allerdings nicht immer unbedingt echt antik) und auf dem Kleintiermarkt kann man neben Grillen, die in organisierten Kämpfen das eigene Budget aufbessern können, auch so tolle Mitbewohner wie unsere Bonni erwerben. Natürlich ist China auch für seine Fake-Industrie berühmt berüchtigt und somit gibt es in Shanghai mehrere Märkte auf denen man Plagiate erstehen kann. Die Produkte sind manchmal sogar so gut nachgemacht, dass man sich fragt, ob sie nicht irgendwo vom Lastwagen gefallen sind. Dann gibt es noch den Baby- und Kindermarkt, der von uns natürlich letzte Woche besucht wurde und uns eine Menge Geld bezüglich der Erstlingsausstattung gespart hat (auch hier scheint so Einiges vom Laster gefallen). Aber das große Highlight ist der hiesige Schneidermarkt, auf dem man sich für wenig Geld alles schneidern lassen kann, was man nur möchte, ob aus Seide, Baumwolle, Kaschmir oder Leder. Hier ist sogar Gustav schon in einen kleinen Rausch verfallen... Leider konnte ich, seine bessere Hälfte, in Anbetracht der nicht mehr ganz so grazilen Figur, von dieser Location noch nicht so recht profitieren. Aber meine Zeit kommt und das schon bald! ;-)



Bummeln in Tianzifang.



Ein Stand auf dem 'Antikmarkt'.



Beim Sortieren der Abholzettel auf dem Schneidermarkt.

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Mittwoch, 24. März 2010
Kulinarisches Shanghai
China hat die vielfältigste Küche überhaupt! Dies liegt sicher nicht nur an der Größe des Landes und den vielen Minderheiten sondern vermutlich auch daran, dass der Chinese alles isst, was denn da ‚kreucht und fleucht’, Hauptsache es ist frisch! Wie auch Zuhause, sind die regionalen Unterschiede recht groß: Im Norden, wo es mehrere Monate im Winter Frost gibt, ist das Essen deftig und fettreicher, im Süden, der (sub)tropisches Klima hat, herrscht dagegen eine schärfere, leichtere Küche vor. Nun, wir befinden uns hier weder im Norden noch im Süden, das bedeutet kulinarisch leider gar nichts Gutes: Die Shanghai-Küche ist nämlich recht nüchtern! Man sollte aufgrund der Nähe zum Meer meinen, dass es hier zumindest gutes Seafood gibt. Falsch, es werden primär Fische und Krustentiere aus modderigen Flüssen verzehrt (die Ursache ist vermutlich das nahe Jangtse-Delta). Würden wir im Umland wohnen, müssten wir vermutlich über kurz oder lang verhungern, aber wir haben Glück, wir befinden uns schließlich direkt in der weltoffenen Metropole Shanghai. D.h. man bekommt hier fast alles, was es auch in deutschen Supermärkten gibt. Darüberhinaus gibt es einen deutschen Bäcker sowie einen deutschen Schlachter, die beide sogar nach Hause liefern, wie praktisch! Und dann sind da natürlich noch die unendlich vielen Restaurants, so dass man hier weder auf sein Gyros mit Zaziki noch auf ein original Schweizer Käsefondue noch auf die mexikanischen Enchiladas mit selbstgemachter Guacamole verzichten muss. Und das alles zu sehr erschwinglichen, wenn nicht sogar günstigen, Preisen. Da haben wir es uns dann vor Kurzem auch nicht nehmen lassen, im ‚Stillers’, dem Restaurant des Sternekochs Stefan Stiller, zu dinieren. Aber auch hier in der Ferne gilt: Zuhause schmeckt es immer noch am Besten! Uns hat somit ein regelrechter kulinarischer Patriotismus ereilt. Wir kochen statt leichter, asiatischer Küche Grünkohl mit Kassler und Pinkel, Weisswurst mit Laugenbrötchen und Sauerkraut sowie Gänsebrust und Rotkohl. Mama musste schließlich sogar Ihr Gulasch-mit-Nudeln-Rezept aus der Versenkung herauskramen um unsere seltsamen Gelüste zu stillen.
Nur Eines fehlt ganz unheimlich: Der Nordseekrabbensalat!
Na, dann Guten Appetit!



Typisches Streetfood - sieht gut aus, ist aber recht fade.



Hotpot - ein Winteressen - sieht auch gut aus, ist aber auch fade.



Käsefondue im Schweizer Restaurant.



Hmmm lecker!



Wir haben angegrillt, stilecht mit Thüringer!

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