Sonntag, 18. November 2012
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge
Bye, bye Shanghai (schnief). Wir haben hier eine tolle Zeit gehabt und werden immer gerne zurück kommen. Doch nun freuen wir uns auch wieder auf Euch und die Heimat.

10 Dinge, die wir vermissen werden:

1. Erdbeeren im Winter. Und was für welche! Da können sich die Deutschen geschmacklich warm anziehen.

2. In einer so quirligen und sich rasant entwickelnden Stadt zu leben. Und dann noch so zentral mit Blick auf den Fluss.

3. Haiku by Hatsune: Gibt es irgendwo auf der Welt ein vergleichbares Sushi-Restaurant???

4. Kinderfreundlichkeit!

5. Den Schneidermarkt. Bezahlbare Klamotten aus sehr hochwertigen Stoffen auf den Leib geschneidert.

6. Die Flexibilität und Entspanntheit der Chinesen. Wenn man nicht immer alles so genau nimmt und auch mal Planung Planung sein lässt, dann lebt man tatsächlich etwas relaxter.

7. TAOBAO. Eine Online-Shopping-Plattform, wo es wirklich alles gibt, was nicht niet- und nagelfest ist.

8. Service. Die Geschäfte, Restaurants und Cafés wimmeln vor Personal, Supermärkte bieten kostenlosen Lieferservice. Seven days a week.

9. Lange Sommer mit warmen Nächten und den Luxus, einen Pool direkt vor der Tür zu haben.

10. Durch die alten Viertel der Stadt zu schlendern und auch nach drei Jahren noch neue, spannende Dinge zu entdecken.


10 Dinge auf die wir uns freuen:

1. Günstige Supermärkte, voll mit tollen Milchprodukten wie Buttermilch, Mozzarella, Quark und Co..

2. Stille. Obwohl wir die Dauergeräusche der Stadt kaum noch wahrnehmen, manchmal nerven sie doch gewaltig.

3. Begehbare Natur. China ist zwar ein großes Land und besitzt viele Wälder und unberührte Landstriche, diese sind aber ohne Machete nicht zugänglich. In China geht man eben nicht spazieren sondern nur shoppen!

4. Meeresprodukte. Obwohl wir direkt am Meer liegen, gibt es hier kaum Meeresprodukte zu kaufen (oder nur zu sehr hohen Preisen). Der Fang geht fast ausnahmslos in den Export und auf dem Tisch landen Süßwasserfische und Garnelen, die immer etwas moderig schmecken.

5. Feuerwerk, nur einmal im Jahr. Hier wird zu jedem Anlass zu jeder Tages- und Nachtzeit geböllert.

6. Ein eigenes Auto! Oh, wie haben wir das vermisst!

7. Isolierte, warme Wohnungen. Der Winter kann nämlich auch hier gaaaanz schön lang sein.

8. Frische, saubere Luft. Als wir unser erstes Jahr hier erlebten, 2010, waren wir angenehm überrascht. Wieso redet alle Welt von dreckiger Luft in Chinas Großstädten? 2010 war das Jahr der Expo, zahlreiche Restriktionen für Landwirtschaft und Industrie bewirkten tatsächlich Wunder. Mittlerweile ist aber der alte Mief zurückgekehrt und wir müssen leider sagen 'Gesund ist die Luft hier bestimmt nicht'.

9. Nordseekrabbensalat. Leider gibt es den auch in Stuttgart nicht :-(.

10. Deutsches Fernsehen. Mal wieder mehr als nur einen Sender (DW), der zudem viele Sendungen innerhalb eines Tages wiederholt, zu haben wird toll werden.

... link


Freitag, 2. November 2012
Kleine Schätze
Ich habe die ganzen drei Jahre gedacht '...so etwas muss es doch hier in der Stadt geben!'. Kurz bevor wir die Segel setzen haben wir sie dank einer Freundin noch gefunden: Eine riesige Lagerhalle voll mit Antiquitäten und Trödel. Sie liegt ganz unscheinbar in einem Hinterhof und als wir den Eingang gefunden hatten waren wir wirklich sprachlos, so etwas hatten wir nicht erwartet: In schummrigem Licht stapelten sich etwa vier Meter hoch Stühle, Schränke, Truhen, Tische, Bottiche und Kleinkram, zusammengetragen aus halb China. Euphorisch haben wir uns also mit unserer Taschenlampe auf die Pirsch begeben und im Staub des letzten Jahrhunderts nach kleinen Schätzchen gesucht. Und natürlich sind wir fündig geworden, was für ein toller Tag!



Ein verheißungsvoller Eingang!







Unsere Ausbeute!

... link


Samstag, 8. September 2012
Sommerloch - Andere Länder, andere Sitten
Es war und ist noch immer ein langer heißer Sommer. Die Hitze macht träge und wir haben nicht viel in der Stadt unternommen. Wir hatten also Zeit ein wenig über unsere hiesigen Mitmenschen zu sinnieren.
Nach mehr als 2 ½ Jahren in China gewöhnt man sich an so einiges. Viele Dinge werden einem erst wieder so richtig bewusst, wenn Besuch da ist und dieser ungläubig, geschockt oder auch angeekelt drein blickt.
Es gibt hier chinesische Verhaltensweisen, die uns anfangs ziemlich genervt haben, nun aber völlig normal sind. Dazu gehört, dass man im Supermarkt an der Kasse den Atem des Hintermanns im Nacken spürt, oder aber, dass man beim Betreten eines Fahrstuhls nicht wartet bis die Leute ausgestiegen sind sondern sich einfach mit Ellenbogen reinschiebt. Dazu gehört auch die Selbstverständlichkeit, dass man auf der Straße das schwächste Glied in der Kette ist und sich auch so zu verhalten hat.
Dann gibt es aber auch Dinge, die wir als Westler zunächst wirklich eklig fanden. Das ständige Gerotze zum Beispiel, für Chinesen ein Ritual der inneren Reinigung. Mittlerweile ignorieren wir das völlig und achten bloß noch darauf, auf dem Gehweg nicht reinzutreten. Gewöhnungsbedürftig fanden wir anfangs zudem, dass sich die Taxifahrer während der Fahrt ihre Fingernägel schneiden oder die Ohren putzen. Darüberhinaus verderben uns mittlerweile auch die sehr merkwürdigen Tischmanieren nicht mehr den Appetit, da wird geschmatzt, gekleckert, mit der Nase in der Schüssel gehangen, gespuckt, gerülps und gefurzt.
Aber an Eines werden wir uns wohl nie so richtig gewöhnen, wenn all diese Sitten auch von kleinen, grazilen und hübsch anzusehenden Frauen, in der linken Hand vielleicht noch das Gucci-Täschchen, begangen werden. Und da scheint es nicht nur uns so zu gehen, passend dazu fanden wir in unserer Shanghai Daily kürzlich nachstehenden Comic zweier Franzosen, die hier als Junggesellen in China so Einiges erleben:

... link