Freitag, 26. Februar 2010
Japan
Nachdem wir bei Annalena und Alex im 48. Stock in das Jahr des Metalltigers hineingefeiert haben und in den Genuss der Erfinder des Feuerwerks gekommen sind (hier werden nicht lächerliche einzelne Raketen abgeschossen sondern gesamte Kartons in die Luft gejagt), haben wir uns ins sehr viel ruhigere Nachbarland Japan aufgemacht.
Japan hat uns in vielerlei Hinsicht an Good Old England erinnert und entsprach nicht so recht unserer Vorstellungen eines Hightech-Landes. Es wirkt ein wenig isoliert, pflegt seine alten Traditionen. So sieht man selbst in der quirligen Metropole Osaka noch einige ältere Damen in traditionellen Kleidern und die Suche nach ausländischen Restaurants kann recht ermüdend sein. Überrascht waren wir auch von der alten Bausubstanz, die zwar tiptop gepflegt ist, aber ihren Ursprung zumeist in den 60ern und 70ern hat (einschließlich der Bahnen). Was uns allerdings sehr beeindruckt hat, war die ausserordentliche Höflichkeit und Disziplin der Menschen (da sind wir aus China anderes gewöhnt...) und natürlich die super sauberen Hightechtoiletten (auch das ist in China gaaaaanz anders...). Mit dem Wissen, überall ein zivilisiertes stilles Örtchen zu finden, macht es dann auch Spaß, die Städte und Kulturgüter des Landes zu erkunden. Unsere zeitlich begrenzte Tour beinhaltete Osaka sowie die Kaiserstädte Nara und Kyoto, in denen sich zahlreiche Bauten des Weltkulturerbes tummeln.
Dass die Welt klein ist, stellt man ja immer mal wieder in unseren deutschen Städten fest. Dass die Welt aber wirklich klein ist, haben wir in Japan gesehen, wo wir dann mit Steffi und Niels (Hamburger Freunde), die vor ihren Geburtstagen geflüchtet sind, einen sehr schönen Tag in Kyoto verbracht haben. Die beiden haben uns in diesem Rahmen dann auch beigebracht, wie man am Automaten ein warmes Essen bekommt und gezeigt, wo sich die Geishas desnachts so rumtreiben.
Wie es immer im Urlaub ist, verging die Zeit auch in Japan viel zu schnell. Trotzdem haben wir viele spannende Eindrücke bekommen, Stille und Natur genossen, traumhaft schöne Kulturdenkmäler gesehen, ein paar Andenken geshoppt unsere Popos mit vorgewärmten Toilettensitzen verwöhnt und Geschmack auf mehr bekommen.
Wir waren sicherlich nicht das letzte Mal dort, zumal wir noch keinen der sagenumwogenen Automaten mit gebrauchten Höschen entdeckt haben... ;-)



Unterwegs mit Steffi und Niels in Kyoto.



Essen aus dem Automaten



Essen kultiviert und frisch.





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Samstag, 13. Februar 2010
Happy Newyear – Die Zweite
Der Ochse geht, der Tiger kommt.
Am Sonntag beginnt das neue (chinesische) Jahr. Und auch hier in der Metropole Shanghai ist dieser Jahreswechsel noch heute der Wichtigere. Direkt an Neujahr schließt sich das Frühlingsfest an und große Teile der arbeitenden Bevölkerung haben frei.
Was bedeutet nun Chinese Newyear für den Chinesen?
Das bedeutet in erster Linie, das Zusammentreffen mit der Familie. Man könnte dieses Fest auch als ‚Weihnachten und Silvester fällt auf einen Tag’ bezeichnen. Am Newyear's Eve gibt es ein opulentes Familiendinner mit anschließendem lauten Geböllere, um das neue Jahr zu begrüßen. In den folgenden Tagen trifft man dann weitere Verwandte und Freunde, die man aufgrund der Weite des Landes vielleicht lange nicht gesehen hat.
Chinese Newyear bedeutet aber auch, dass der Chinese nicht in seiner alten Klamotte in das neue Jahr starten darf. Egal wie arm er und wie gut die alte Hose ist, zu Silvester muss eine neue her.
Chinese Newyear bedeutet zudem Geschenke machen. Wie bei uns Weihnachten gibt es auch hier den Brauch den Lieben eine Aufmerksamkeit zu machen. Ob es sich hierbei um Naturalien, einen Täschchen vom Fakemarket oder das echte Meisterstück von Montblanc handelt, ist geldbeutelabhängig.
Letztenendes bedeutet Chinese Newyear aber auch, abzuwägen ob man gewisse Dinge noch schnell dieses Jahr erledigt oder auf das nächste Jahr verschiebt, weil hier das Tierkreiszeichen mehr Glück verspricht. So hat ein Kollege von Gustav noch schnell diese Woche geheiratet, weil seine Oma meint, wer im Jahr des Tigers Hochzeit feiert, dem läuft die Frau wieder weg.
Was bedeutet nun Chinese Newyear für uns Expats?
Um es kurz zu fassen: Lieber schnell das Land verlassen!
Tatsächlich sind fast alle Ausländer zu dieser Zeit auf Heimaturlaub oder in den sonnigeren Gefilden Südostasiens zu finden.
Chinese Newyear heisst nämlich, schon zwei Wochen vorher geht verkehrstechnisch gar nichts mehr. Besonders zu Stoßzeiten sind U-Bahnen brechend voll und Taxen Mangelware. Wer da nicht die Ellbogen einsetzt, ist selber Schuld....
Neben den Verkehrsmitteln sind natürlich auch Supermärkte und sonstige Shops überlaufen (zur Erinnerung: der Chinese braucht Geschenke und neue Klamotten). Hinzu kommt, dass zu dieser Zeit sowieso gerade Winterschlussverkauf angesagt ist.
Chinese Newyear heisst aber auch für die zumeist männlichen, arbeitenden Expats ein fröhliches Firmendinner (oder besser Gelage...). So auch für Gustav. Im Gegensatz zu deutschen Weihnachtsfeiern gibt es hier meist eine Tombola (der glückspielliebende Chinese braucht schließlich einen Anreiz). Das Essen erfolgt traditionell am Tisch mit Drehteller. Begonnen wird hier in Shanghai mit leicht modderigem Flussfisch und das Ganze endet mit Kuchen, dekoriert mit schwulem Schwan aus Rettich. Die chinesischen Tischsitten gebieten es, das alkoholische Glas nie allein, sondern nur mit Zuprosten des Nachbarn oder am besten gleich des ganzen Tisches zu erheben. Der Trinkspruch ‚Ganbei’ gibt sogleich das Tempo vor, denn er bedeutet ‚bottle up – dry the glass’! Das macht man dann ein paar Mal und freut sich, dass es nur Tsingdao in der Lightversion gibt. Sobald der Drehtisch einigermaßen leer gefuttert ist, begibt man sich auf den Weg zu den Nachbartischen und wiederholt die Ganbei-Prozedur und wehe dem 'laowai' (Ausländer) der die (mindestens) 5000 Jahre alten chinesischen Sitten nicht einhält! Zum Abrunden des Abends geht es dann zum obligatorischen Karoake in die kuscheligen Separes der KTV-Bar, ausgestattet mit bestem BLOSE Surround-System und Mini-Bühne. Hier heisst es dann gefälligst die Stimmlage zu treffen wenn der chinesische Michael Jackson im Videoclip zu ‚Beat It’ durch den Kölner Hauptbahnhof läuft. Als Gast kommt man jedenfalls nicht um seine Gesangseinlage herum und man wird feststellen, dass die Chinesen begeisterte Sänger sind – und manchmal das Bier langsamer trinken sollten – sonst kommt es ein zweites Mal am Abend... In diesem Sinne: Ganbei und Happy Newyear!





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Donnerstag, 28. Januar 2010
Unsere neue Waschmaschine
Die antiquare Waschmaschine mit kombiniertem Trockner der chinesischen Firma Haier, die bei Einzug Bestandteil unserer möblierten Wohnung war, hatte ausgedient. Das kürzeste Waschprogramm, das sie zu bieten hatte, lief 2h 45min. Darüberhinaus wurde das Waschpulver aus dem oberen Fach nur schlecht, der Weichspüler sogar gar nicht eingespült: Poröse und gerissene Wasserzuläufe! Das Einzige, was wirklich noch gut funktionierte war das Heizen...
Unsere Vermieterin ist daraufhin ohne langes Bitten losgezogen und hat eine neue Waschmaschine sowie einen separaten Trockner bestellt. Die Lieferung sollte wenige Tage später am Vormittag erfolgen.
Es klingelte gegen 9 Uhr am angegeben Tag: Zwei riesige Kartons wurden ins Wohnzimmer gestellt und schon waren die nur chinesisch sprechenden Jungs wieder weg. Ohne die Geräte auszupacken, anzuschließen und die alte Maschine mitzunehmen. Wir waren trotzdem begeistert: Die Geräte stammten von den Firmen Panasonic und Sanyo, japanisch, das musste doch was Gutes sein! Gegen 10 Uhr klingelte es erneut. Ein schmächtiger Chinese packte die Waschmaschine aus und schloss sie an, prima. Danach verschwand auch er ohne den Trockner anzufassen und die alte Maschine mitzunehmen. 10h 30, es klingelte wieder an der Tür. Ein mittelaltes Ehepaar stürmte in unsere Wohnung und nahm unter Lächeln die alte Waschmaschine mit. Prima! Aber der Trockner stand noch immer unausgepackt in unserem Wohnzimmer. Eine Stunde später kam dann der letzte Besucher an diesem Tag und nahm sich dann endlich auch dem Trockner an.
Es läuft doch alles, oder? Nur eben etwas anders als bei uns....
Die Bedienungsanleitungen sowie das Display der neuen Geräte waren natürlich nur in chinesisch. Also nahm ich mir als neugeborene Hausfrau die Waschmaschine, die sich stylisch 'Fashionable Washer' nennt, vor und testete alle Programme einmal durch.
Die erschreckende Entdeckung: Unser neues Designer-Gerät ist eine Kalt-Waschmaschine!!!

Für umgerechnet 134 EUR kann man eben auch in China keinen waschenden Porsche mehr erwarten!

Und hier sind sie nun die guten Stücke:

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