Donnerstag, 26. Januar 2012
Willkommen großer Drache!
Was für ein würdiger Empfang für einen Drachen!
An unserem vorerst letzten Chinese New Year sind wir in der Stadt geblieben. Es war laut, ja, aber wir haben es uns zu dritt im Bett gemütlich gemacht und das Feuerwerk am Fluss von dort aus bestaunt.
Wir haben uns seit unserem Taiwanurlaub nicht mehr gemeldet, deshalb hier ein kurzes update:
Im Oktober hatten wir Besuch aus der Heimat. Bine hat Kind und Kegel zu hause gelassen und sich für eine Woche bei uns einquartiert. Wir Mädels haben uns redlich bemüht, es uns gut gehen zu lassen ;-). Wir haben uns durch das Buffet des Tag-der-Dt.-Einheit-Empfangs des Konsulats geschlemmt, waren im höchsten Club der Stadt (92. Stock) tanzen und in Hangzhou auf den Spuren alter chinesischer Hochkultur unterwegs. Aber Bine, es tut mir noch heute Leid, Dein Bild vom kultivierten rücksichtsvollen 'Yin und Yang-Tai Chi-Chinesen' zerstört zu haben. Auch in China ist man im 21. Jh angekommen und auch hier versucht jeder ein besonders großes Stück vom Kuchen abzubekommen...
Einer gewissen Herausforderung sahen wir am St.Martin-Tag entgegen. Die nicht gerade kleine deutsche Community in unserer Wohnanlage hatte zum Laternenumzug aufgerufen. Aber woher bekommt man eine vernünftige Laterne? Bastelmaterial ist hier schwer zu finden, die Chinesen sind nicht besonders heiß auf DIY (Do It Yourself). Kreativität und Improvisation war hier also mal wieder gefragt. Unser Ergebnis seht ihr unten.
Den Dezember haben wir dann in der Heimat verbracht. Es war wirklich schön, aber wir hatten ganz vergessen, wie schrecklich das deutsche Wetter sein kann!!! Aus den zehntausend geplanten Weihnachtsmarkt-Besuchen sind jämmerliche zwei geworden und einer davon war bei Nieselregen!
Wir genießen jetzt jedenfalls unsere paar Urlaubstage in der einigermaßen leeren Stadt bei sonnigem, frostigem Wetter umso mehr.
Heute Nacht wird es noch einmal feierlich: Wir begrüßen den 'Money-God' mit einem weiteren Feuerwerk. Bine, Du kannst Dir nun sicherlich vorstellen, dass sich hier kein Chinese lumpen lassen wird; unsere Oropax liegen jedenfalls bereit...



Yummy, yummy, chinesisches Essen kann wirklich lecker sein.



Man beachte den Holzstab unserer Laterne: Ein extra langes Essstäbchen.



Ein Drachentanz für den Drachen.

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Samstag, 12. November 2011
Urlaub auf der Insel der Abtrünnigen
Endlich finden wir Zeit und Muße über unseren Urlaub im Oktober zu berichten. Taiwan – Über vier Jahre war es nun her seit ich mir geschworen hatte 'hier komme ich noch mal zum Urlaub machen her'. Und nachdem wir nun schon zwei Jahre quasi um die Ecke wohnen haben wir uns endlich in den Flieger nach Taipeh gesetzt.
Taiwan ist China, aber ist es auch wiederum nicht. Man spürt deutlich die Orientierung nach Japan und dem Westen. Alles ist ruhiger, disziplinierter, sauberer. Aber es fehlt auch die Aufbruchstimmung, der Boom, den wir seit zwei Jahren miterleben. Begrüßt wurden wir in der Hauptstadt leider von Dauerregen – schönen Dank! Da ließen sich weder das Treiben auf den Nachtmärkten noch die dampfenden heißen Quellen am Stadtrand genießen und somit sind wir nach zwei Tagen Großstadt in die Bergwelt Taiwans geflüchtet. Ausgehungert nach richtiger Natur, die wir in Shanghai so vermissen, hat uns ein zahnloser Mönch in den Lionshead Mountains einen ersten bleibenden Eindruck von buddhistischer Kultur inmitten atemberaubender Landschaft gegeben. Was für ein Ruhe!!! Am Sun Moon Lake, dem Hotspot der taiwanesischen Honeymooner, haben wir dann die Seele baumeln lassen und bei italienischem Eis (der chinesische Ladenbesitzer hat in Italien sein Eisdiplom gemacht) die Sonne genossen.
Um anschließend zu unserem Hauptreiseziel, der wilden Taroko-Schlucht, zu gelangen mussten wir mit unserem Mietwagen allerdings noch einen kleinen Bergpass von 3300m überwinden. Auf dem Weg dorthin kamen wir an schweizer Chalets, englischen Schlössern im Tudor-Style und zu Neles Entzücken einem Schafvergnügungspark vorbei (China lässt grüßen). Wir geben zu, wir haben nicht so recht auf die Karte geschaut, denn dann hätten wir gesehen, dass wir es hier nicht mit der Schwäbischen Alb sondern mit echten Bergen zu tun hatten. Nachdem wir dann endlich über den Wolken waren mussten wir bei zunehmender Dunkelheit und tropischem Nebel noch einen Großteil des Berges wieder hinunter. Um es kurz zu machen, wir waren heilfroh als wir die Oase des einzigen (5-sterne) Hotels im Taroko-Nationalpark erreicht hatten. Die nächsten zwei Tage haben wir dann unseren Zwerg in den Wanderrucksack gesteckt und haben die Natur zu Fuß in vollen Zügen genossen. Flora und Fauna sind mehr als üppig: Auf dieser kleinen Insel leben 1/12 der gesamten Tierarten der Welt; wir sind riesigen Spinnen, unzähligen Schmetterlingen und Libellen, Makakenaffen und und und begegnet. Wir haben wackelige Hängebrücken über Schluchten, Steinschlagpassagen, steile, rutschige Pilgertreppen zu Bergtempeln gemeistert und können wirklich behaupten, dass der Urlaub uns tiefe Erholung gebracht hat.
Es ist uns ein Rätsel, warum der Tourismus hier noch so in den Kinderschuhen steckt.
Die Portugiesen hatten verdammt recht: Ilha Formosa, die schöne Insel.



Hot Springs am Stadtrand von Taipeh.



Nachtmarkt in Taipeh bei Regen.



Tempeldächer in den Lionshead Mountains.



Morgenstimmung am Sun Moon Lake.



Der super Schafvergnügungspark - Spaß für Groß und Klein.



Abenteuerliche Wanderungen in der Taroko-Schlucht.

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Donnerstag, 22. September 2011
Hūnlĭ –Hochzeit auf Chinesisch
Wir sind nach einem tollen, entspannten Heimaturlaub wieder zurück in Shanghai und noch bevor uns der Alltag wieder voll im Griff hatte, flatterte uns eine Hochzeitseinladung ins Haus.
Nur fünf Tage später fand das Ganze dann in einem Restaurant unweit von unserem Zuhause statt. Eine richtige Hochzeitszeremonie wie sie bei uns in Standesamt und Kirche abgehalten wird gibt es hier nicht so recht. Das Brautpaar geht zum Amt und holt sich einfach ihre Eheurkunde ab. Aber gefeiert wird natürlich trotzdem und das im großen Kreis. Hier in der Stadt ist es unter jungen Leuten wohl in Mode gekommen auch einige westliche Traditionen zu übernehmen und so wurden wir bei der Feier Zeuge von fast hollywoodreifen Showeinlagen. Das moderne China-Restaurant in dem gefeiert wurde war geschmückt mit unzähligen weißen Plastikblumengestecken und verfügte neben einer Bühne über einen richtigen Catwalk. Beim Empfangs spielten ein paar schrullige Blechbläser mehr oder weniger bekannte Songs (Rosamunde, la, la, la... kennt Ihr doch auch, oder?) während das Brautpaar aufgeregt mit dem Weddingplaner noch letzte Details einstudierten.
Die Hochzeits-Show startete um 18.18 Uhr (8 ist hier eine Glückszahl) mit der Übergabe der Sahnebaiser-Braut vom Vater an den jungen Ehemann. Dieser warf sich danach im Spotlight des Catwalks noch vor der Braut auf die Knie um dann gemeinsam mit der Braut und in Anwesenheit eines mit aufblasbaren Engelsflügeln ausgestatteten Blumenkind die dreistöckige Torte anzuschneiden. Dann wurde der Brautstrauß einem jungen Mann übergeben, der daraus einen Ring zauberte und seiner Freundin auf der Bühne einen Antrag machte. Das Ganze natürlich unter lautstarker Moderation des Weddingplaners.
Wow, so viel Action, da musste man erst einmal was essen. Unsere Befürchtungen, wir würden nicht satt werden, weil nur Schrecklichkeiten serviert werden, haben sich glücklicherweise nicht bestätigt. An stattdessen haben wir uns mit Hummer und Shrimps vollgestopft, lecker, lecker, lecker.
Nachdem sich die Braut dann in ein langes, hautenges Barbie-Glitzerkleid geschält hatte wurde dann in einer zweiten Showeinlage vom Pärchen innbrünstig ein Schmusesong gesungen, gefolgt von einer Tante, die mit gläserzerspringender Stimme ein traditionelles Volkslied von sich gab. Na, und kein chinesisches Event ohne Lucky Draw, eine Glücksziehung. Zu gewinnen gab es Waschlappen und Badesalz, wie kreativ!!!
Der dritte und letzte Akt hatte es dann wirklich in sich: Ein Hochzeitsspielchen. Und wir kamen leider nicht herum daran teilnehmen zu müssen. Kurzversion der Spielregeln: Gustav musste mit der Hochzeitstorte gefüttert werden. Wir wurden nur Zweiter, aber wir haben trotzdem einen Preis bekommen: Eine riesige Plüschkuh, die dann den Rest des Abends zwischen uns saß. Unsere Freude war grenzenlos…
Ach, und wer von Euch vielleicht auch einmal zu einer chinesischen Hochzeit eingeladen wird: Bitte kommt nicht overdressed, Turnschuhe und Nike-Shirt tun es auch (ja, ehrlich!)…


Na, der junge Mann weiß, was sich gehört.








Die Mutter des Bräutigams. Die Brille ist doch ohne Worte, oder?


Unser Gewinn durfte den Rest des Abends mit uns am Tisch sitzen.


Zum Abschluss noch ein Gläschen chinesischen Rotweins mit dem Bräutigam.

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