Mittwoch, 23. März 2011
Endlich Frühling!
Der Frühling kommt mit ganz großen Schritten; die Sonne scheint und die Temperaturen steigen.
Für die Bewohner einer kleinen Stadt in der Nachbarprovinz der Startschuss, eine kulinarische Spezialität zu genießen, 'virgin eggs'. Das sind nicht etwa Eier, die von Hennen stammen denen die Gegenwart eines stolzen Gockels verwehrt wurde, nein, diese Eier werden in einer jungfräulichen Flüssigkeit gekocht – Urin von kleinen Schuljungs. Ja, wirklich. Und der Lehrer sorgt sogar dafür, dass die kleinen Herren nicht versehentlich das gute Nass in die Toilette spülen. Diese Story aber nur am Rande.
Der Frühling - Guter Grund, auch einmal über die Liebe und das Heiraten in China zu schreiben. Wenn man sich in der Stadt so umhört, so ist es mit den romantischen Dichtungen über die Liebe, die in den vergangen Jahrhunderten von zahlreichen chinesischen Literaten geschrieben wurde, nicht mehr so weit her. Magnolien- und Kirschblüte können noch so schöne Stimmung in den Parks und Gärten verbreiten, die Liebe ist hier, zumindest zu einem gewissen Teil, auch pure wirtschaftliche Kalkulation. Bevor der zittrige Ehekandidat von seiner Geliebten ein deutliches 'Ja, ich will' hört, muss er zunächst seine Reichtümer darlegen. Ohne gut bezahlten Job, Auto und Eigentumswohnung sieht es für ihn ziemlich schlecht aus. Darüber hinaus wäre es schön, wenn seine Eltern finanziell auf eigenen Beinen stehen oder auch schon das zeitliche gesegnet haben. Denn die Zukünftige ist nicht sonderlich erpicht auf zwei zusätzliche 'Mäuler' in ihrem Haus. Regelmäßig kann man in der Zeitung von verstoßenen Kandidaten lesen, die sich von der Brücke gestürzt haben oder aber die zickige Ex um die Ecke gebracht haben.
Sofern die Geliebte aber einmal einer Ehe zugestimmt hat, lassen die Turteltäubchen es dann richtig krachen. Ebenso wichtig wie ein großes Festbankett mit allen regionalen Spezialitäten und Schrecklichkeiten sind die Beweisbilder. Besonders jetzt im Frühling sieht man an allen romantischen und berühmten Plätzen die Hochzeitsfotografen arbeiten. An kühlen Tagen tragen die Bräute, meist im Kleid 'Modell Sahnebaiser', wärmende Leggings und grellen Lippenstift, um die zunehmend bläulich werdenden Lippen zu überdecken. Sofern man als Westler einer Chinesin stolz seine eigenen Hochzeitsfotos zeigt, findet man sich kurz darauf einem enttäuschten Gesicht gegenüber: 'Ihr habt nur EIN Brautkleid und EINE Location ausgewählt???'. Die Chinesin bevorzugt sich in verschiedensten Designs zu präsentieren.
Arrangierte Ehen gehören auch in der Großstadt Chinas der Vergangenheit an. Problematisch auf dem Heiratsmarkt wird es jedoch für Mädels jenseits der 25. Hat sich bis zu diesem Zeitpunkt kein Kandidat gefunden, schaltet sich auch mal die Mama ein. So gibt es Plätze in der Stadt an denen die besorgten Mütter Ihre Töchter anpreisen.
Na, Mama, da hab' ich ja noch mal Glück gehabt...





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